Nach einer weiteren Nacht unter
schweren Decken entscheide ich mich dafür, angesichts des spärlichen Wassers
das Duschen auf heute Abend in Cali zu verschieben. Also anziehen und gleich
zum leckeren Frühstück, bei dem ich mich auch gleich mit María Elena unterhalte,
bevor es schließlich Zeit wird, nach
meinem gestern Abend gebuchten Transportservice zum Dörfchen Filandia zu
schauen. Der Fahrer Mauricio kommt pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt und
dann fahren wir gleich los. Die Fahrt dauert eine knappe halbe Stunde und dann
lässt mich Mauricio am „Mirador“ etwas außerhalb des Ortes aussteigen. Vor mir
steht eine fast 30 Meter hohe Holzkonstruktion, von der aus man einen schönen
Blick haben soll. Also los. Ich bin der erste Besucher. Der Blick ist wirklich
schön, könnte aber noch deutlich schöner sein, wenn die Berge nicht hinter
Wolken versteckt wären. Egal, so sehe ich jedenfalls die sattgrüne Landschaft
des Kaffeedreiecks und das Städtchen Filandia.
Es wird Zeit, dass ich mir das mal von der Nähe anschaue und deswegen laufe ich in Richtung Ortsmitte. Filandia ist ein freundliches kleines Städtchen. Und hier rührt die Betriebsamkeit nicht von Touristen, denn die gibt es hier kaum. Es ist ein bißchen wie Salento vor wenigen Jahren. Ich bummle durch die Straßen und genieße das Leben um mich rum.Und das geht am besten mit einem guten frischen Saft. Um 11:15 Uhr ruft mich Mauricio an und sagt, dass er bereits auf der Plaza sitzt. Dort finde ich ihn wenig später und wir fahren zurück nach Salento.
Es wird Zeit, dass ich mir das mal von der Nähe anschaue und deswegen laufe ich in Richtung Ortsmitte. Filandia ist ein freundliches kleines Städtchen. Und hier rührt die Betriebsamkeit nicht von Touristen, denn die gibt es hier kaum. Es ist ein bißchen wie Salento vor wenigen Jahren. Ich bummle durch die Straßen und genieße das Leben um mich rum.Und das geht am besten mit einem guten frischen Saft. Um 11:15 Uhr ruft mich Mauricio an und sagt, dass er bereits auf der Plaza sitzt. Dort finde ich ihn wenig später und wir fahren zurück nach Salento.
Auf dem Weg halten wir bei ihm zuhause an, damit er seine Hunde
füttern kann. Dabei zeigt er mir sein hübsches (gemietetes) Haus und macht mir
einen Kaffee. Dann wird es aber Zeit für die Rückkehr zur Posada. Ich mache
mich abreisebereit gehe zum Supermarkt und danach ins Bernabé, wo ich zu Mittag
esse, weil ich nicht weiß, ob ich in Cali heute Abend noch dazu komme. Es gibt
neben frischem Saft Schweinefilets in köstlicher Kaffee-Maracuyasauce.
Absolut empfehlenswert! Nach dem
Essen wird es schließlich Zeit für den Abschied. Ich drücke María Elena noch
ein- zweimal ganz fest und rolle dann mein Gepäck zum Platz.
Der Bus nach Armenia kommt wenig
später und schon geht es los. Ich genieße die Fahrt durch das grüne Hügelland
und unterhalte mich gut mit meinem Sitznachbarn Norman, der in Miami wohnt und
gerade mit seiner Frau zum Familienbesuch in Kolumbien ist. Ich soll mich
unbedingt bei ihm melden, wenn ich in Miami bin. Die Colombia-Connection
funktioniert also auch länderübergreifend. In Armenia steige ich in den nächstbesten
Express-Minibus nach Cali. Ich ergattere einen bequemen Platz und lasse auf der
gut dreieinhalbstündigen Fahrt die verschiedenen Landschaften an mir
vorbeiziehen. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke verlassen wir die Berge und
erreichen das heiße, flache Hochtal des Río Cauca. Links und rechts
Zuckerrohrplantagen und riesige Bäume mit kuppelartiger Krone.
Es ist gerade dunkel geworden,
als ich Cali, die drittgrößte Stadt Kolumbiens, erreiche. Es dauert einen
Moment, bis ich im riesigen Busbahnhof den Taxistand entdecke und drei bis vier
weitere, bis ich endlich an der Reihe bin. Der erste Taxifahrer kennt die
Adresse nicht und weigert sich ohne genauere Angaben loszufahren. Er reicht
mich nach ein paar Metern Fahrt an einen anderen Fahrer weiter, aber der
schmeißt mich gleich wieder raus. Beim dritten bestehe ich auf Mitnahme. Aber
auch der hat keine Ahnung, wo er hinfahren soll. Google Maps und unzähligen
Passanten (die Google Maps bestätigen) sei Dank, dass wir wirklich irgendwann
ankommen. Im Hostal Salsa Peñon Inn werde ich von Besitzerin Liliana sehr
herzlich begrüßt und gleich zu meinem Zimmer gebracht. Einfach und es könnte in
den Ecken noch ein bißchen sauberer sein, aber soweit vollkommen okay. Während
ich das Zimmer beziehe appe ich mit meiner Kollegin Angie, die heute mit einer
Freundin aus Bogotá angekommen ist. Klar, dass wir uns treffen wollen. Wir
machen einen Treffpunkt aus und dann gönne ich mir die ausstehende Dusche.
Erfrischt und sauber gehe ich zum Treffpunkt und sehe Angie und ihre Freundin
Yvonne schon auf dem Parque del Peñon stehen. Super, dass das geklappt hat! Mit
großem Hallo begrüßen wir uns und suchen dann die nächste Bar. Wir müssen nicht
lange suchen, denn das Viertel ist voller Restaurants. In einem, das passenderweise
„Gringo“ heißt, setzen wir uns auf die Terrasse und unterhalten uns die
kommenden Stunden wunderbar (und das kurzärmlig im Freien – endlich in den
Tropen angekommen!). Für den nächsten Tag machen wir einen gemeinsamen Ausflug
nach San Cipriano aus.
Zurück im Hostal muss ich Liliana
wecken um Einlass zu bekommen und falle dann auch schnell ins Bett. Ich schlafe
wunderbar! Allerdings nur bis gegen 6 Uhr, dann wecken mich Stimmen aus dem
angrenzenden „Speisesaal“ und Geräusche aus der Küche. Nach gut einer Stunde
gebe ich auf, dusche und mache mich fertig. Das Frühstück ist wunderbar, mit
Obst, Eiern, frischem Orangensaft, also allem was so dazugehört. Bis auf
ordentlichen Kaffee. Sei´s drum! Ich kontaktiere Angie und Yvonne wegen der
Abfahrt und rufe ein Taxi. Am Busbahnhof finden wir uns erstaunlich schnell,
dafür, dass wir noch keinen genauen Treffpunkt ausgemacht hatten. Bald darauf
sitzen wir in einem Bus in Richtung Pazifikhafen Buenaventura. Der Bus schraubt
sich die Cordillera Occidental hinauf und dann langsam hinab. Das dauert
natürlich, und die Baustellen sowie Unmengen von LKWs beschleunigen das Ganze
auch nicht gerade, aber nach etwas über 2 Stunden werden wir an einem
Fußgängerüberweg herausgelassen. Draußen ist gut geheizt und so wird die Kleidung
erst einmal reduziert. Wir überqueren die „Schnell“straße und dann noch einen
Fluß auf einer Hängebrücke und schon finden wir uns an der Endhaltestelle der
sogenannten „Brujas“ (= Hexen) von San Cipriano. Bei denen handelt es sich um
originelle Gefährte, die aus einem Motorrad oder Roller und einer Holzpalette
mit Rädern bestehen, auf der Bänke angebracht sind. Und mit den Brujas geht es
dann auf der Bahnstrecke Cali – Buenaventura ein paar Kilometer bis zum
afrokolumbianischen Dorf San Cipriano. Wir werden bald einer bruja zugeteilt
und es geht mit ordentlich Tempo los. Ein Heidenspaß. Sogar durch stockdunkle
Tunnel heizen wir – immer in der Hoffnung, dass jetzt kein Güterzug (oder
zumindest eine andere unbeleuchtete bruja) entgegenkommt. Auf einmal streikt
unser Gefährt und nachdem alle Versuche unseres „Piloten“ scheitern, müssen wir
umsteigen. Und dann geht es nicht minder langsam weiter, bis… unserer Bruja das
Benzin ausgeht. Also borgt sich unser neuer Bruja-Chauffeur ein paar Schlucke
Sprit und dann schaffen wir auch noch das letzte Stück bis nach San Cipriano.
Das Dorf erstreckt sich entlang
zweier staubiger Straßen. Heute ist anscheinend Waschtag, denn überall trocknet
Wäsche. Das sollte bei der kräftigen Sonne nicht allzu lange dauern. Die Häuser
sind sehr einfach und viel scheint nicht zu passieren in San Cipriano. Wir
sehen fast mehr Libellen und Schmetterlinge als Menschen. Die Leute, denen wir
begegnen sind allerdings sehr freundlich und durch die Bank Afrokolumbianer.
Nach ein paar Minuten erreichen
wir den Eingang zur „Reserva Natural de San Cipriano“, wo wir brav den Eintritt
zahlen und dann sehen wir sie schon, die Hauptattraktion – den glasklaren Fluß.
Wir gehen zur ersten Badestelle, aber weil da kaum Platz für unsere Sachen ist,
gehen wir ein paar Meter weiter zum nächsten „Charco“ – was soviel heißt wie
Pfütze und der Sache ganz und gar nicht gerecht wird. Die Badestelle heißt
„Teufelsrüssel“ und auch wenn uns die Mythologie nicht ganz klar ist, überzeugt
uns doch der Anblick und wenige Minuten später haben wir eine einigermaßen
strömungsarme Stelle gefunden und genießen das sehr angenehm temperierte Wasser
und den herrlichen Blick. Für mich eindeutig besser als Isar oder Lech!
Wir bleiben sehr lange im Wasser
und haben manchmal Mühe, uns an Ort und Stelle zu halten, denn die Strömung ist
ordentlich. Immer wieder treiben Menschen in LKW-Reifen an uns vorbei und wir
grüßen natürlich artig. Bevor wir total verschrumpelt sind gehen wir dann doch
mal ans Ufer. So erfrischt fühlt es sich an Land gar nicht mehr so heiß an. Wir
quatschen bis wir beschließen, doch noch ein bißchen weiterzuziehen. Ein schöner Weg führt durch´s
Grüne bis zu weiteren Badestellen. Mittlerweile sind mehr Leute da, viele wohl
aus dem Dorf. Wir suchen uns dann doch noch mal eine Badestelle und lassen
dafür das Essen ausfallen (und wenn es gar nicht mehr reinpassen sollte, dann
schweren Herzens halt auch das Bierchen). An der neuen Badestelle ist der Fluß
viel tiefer und wirkt gemächlicher. Das täuscht allerdings, wie wir gleich
merken. Nur durch Kraulen (oder wie man mein Gepaddle sonst nennen möchte)
komme ich Zentimeter um Zentimeter gegen die Strömung an. So macht Fitness
tatsächlich Spaß!
Viel zu schnell ist die Zeit für
den Rückweg gekommen. Also machen wir uns fertig und spazieren zurück zum Dorf.
Unsere Hoffnung auf Empanadas „to go“ erfüllt sich nicht und so stapfen wir
weiter – eigentlich könnten wir schon dringend wieder ein Bad im Fluß
gebrauchen. Es ist wirklich ordentlich heiß! Wir lassen eine bruja fahren und
warten auf die nächste. So kommen wir immerhin zu unserem (lauwarmen) Bier. Und
haben auf der rustikalen Toilette eine Begegnung mit der einheimischen Fauna.
Sehr zur „Freude“ von Angie. Allerdings hat außer Yvonne niemand die große
Spinne gesehen. Wollen wir einfach mal glauben, dass die wirklich da war ;-)…
Mit der nächsten bruja geht es dann wieder zurück zur Straße – diesmal ohne
technische Probleme. Allein die Fahrt mit den brujas war den Ausflug wert!!!
Ein echter Spaß.
An der Landstraße angekommen erfahren wir, dass es wohl arge Probleme auf der Strecke Buenaventura – Cali gibt und manche schon seit 45 Minuten auf einen Bus mit Platz warten.
Wir warten auch eine ganze Weile, aber nach gut einer Stunde haben wir Glück. Zwischenzeitlich hatten wir schon Alternativen überlegt, aber es geht ja mal wieder alles gut. Erschöpft kommen wir in Cali an und steigen ganz in der Nähe von meinem Hostal aus und machen natürlich gleich aus, dass wir nach kurzem Stop in unseren Hostales gemeinsam Essen gehen. Wo auch immer. Die Mädels nehmen ein Taxi und ich spaziere die 10 Minuten zum Hostal. Auf dem Weg komme ich an einem Restaurant vorbei, das wirklich toll aussieht. Das schlage ich auch gleich per whatsapp vor und wir werden uns einig. Nach einer Dusche mache ich mich stadtfein und kurz darauf treffen wir uns auf dem Parque del Peñon und spazieren die paar Meter zum Faró. Es gefällt den beiden Gott sei Dank auch. Wir werden gleich mit einer Probe des einheimischen Ron Caldas Añejo empfangen und bekommen dann einen Platz unweit der Bar. Unsere persönliche Kellnerin ist super nett und erklärt uns alles. Essen und Trinken ist sehr lecker und so verbringen wir einen richtig schönen Abend. Ich gönne mir Risotto mit Steak in Rotwein-Maracujasauce. Delicioso! Wenn auch nicht ganz billig. Nach einem schönen Abend gehe ich gleich ins Bett - morgen machen wir dann das Zentrum von Cali unsicher.
Endlich mal ausschlafen! Wir haben uns erst für den späten Morgen zum gemeinsamen Stadtbummel verabredet. Beim Frühstück unterhalte ich mich bestens mit Liliana und dann laufe ich zu den Gatos del Río, dem "Katzenpark". Hier, bei der Katze des Bildhauers Tejeda treffe ich mich mit Angie und Yvonne. Erst einmal schauen wir uns die unterschiedlichen Kunst-Kätzchen an.
Das macht Laune für die weitere Erkundung Calis. Cali ist keine Schönheit - die Stadt lebt vor allem durch ihre Einwohner. Wir spazieren am Fluss entlang zur blauen neogotischen Kirche La Ermita, die aussieht, wie aus einem Disneyfilm.
Von hier ist es nicht weit zum geschäftigen Herz der Stadt, der Gegend um die Plaza Caicedo. Wir shoppen in einem Laden der kolumbianischen Rucksack- und Taschenfirma Totto, die in ganz Lateinamerika sehr beliebt ist. Ich schlage auch zu und kaufe mir einen neuen Schulrucksack. Danach gönnen wir uns eiskalten Zuckerrohrsaft mit Limone. Sehr lecker und super erfrischend!
Wir schlendern weiter, bleiben aber bald darauf in einem Restaurant hängen und gönnen uns einen frischen Fruchtsaft. Und beschließen, weiter nach San Antonio zu gehen, dem zunehmend hippen Stadtteil mit seiner kolonialen Architektur. Es ist ja auch nicht weit. Es ist ordentlich warm und die Sonne kommt immer mehr durch den Dunst. Und da trifft es sich gut, dass wir an einer Eisdiele vorbeikommen. Ein Eis wäre jetzt genau das Richtige. Es dauert ein bißchen, bis wir das System durchblicken. Wir müssen draußen warten bis wir zum Eis gerufen werden. Dann wird auch klar warum - es gibt sehr spezielle Sorten wie Jamón Serrano mit Blaubeeren, Kokos mit Shrimps und Blaubeere, Maracuja mit kandierter Schweineschwarte usw.. Ich entscheide mich für Kokos und Arrechón (eigentlich ein Getränk vom Pazifik, dem stark aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird). Es schmeckt anders, aber gut!
Nach dieser sehr eigenen Eis-Erfahrung schlendern wir weiter den Hang hinauf. Angie und Yvonne wollen mir ein Restaurant mit Dachterrasse zeigen, in dem sie am ersten Tag waren. Leider ist die Casa Antonia aber noch zu. Also laufen wir noch ein bißchen weiter, bis wir auf einen weitere Dachterrasse - diesmal mit geöffneter Restauration. Das wäre doch ein netter Ort für ein Bierchen mit Blick auf die Stadt!
Und dann bleiben wir hängen und versumpfen. Zum Bier gibt´s Empanadas, dann wird es langsam dunkel und wir steigen um auf leckere Cocktails (Lulo und Maracuja) und bestellen etwas zu essen - eine große Portion verschiedener Fleischsorten, inklusive einer Spezialität mit dem schönen Namen "bofe". Das haben wir alle noch nie gehört und bald merken wir, dass es uns auch nicht schmeckt. Die Konsistenz ist gummiartig, der Geschmack widerlich talkig und undefinierbar. Ich google und merke, dass ich das nicht hätte tun sollen, denn es handelt sich um Magen :-(. Das schlägt uns sogleich auf den unseren und wir bestellen schnell etwas zum desinfizieren und probieren dann noch zwei Spezialitäten, deren Namen ich wieder vergessen habe, aber die vor allem aus Kochbanane bestehen (also sicher). Ein wirklich schöner Abend mit Blick auf die Lichter der Stadt. Und unsere Bedienung ist wahnsinnig lieb. So macht Cali Spaß!
Irgendwo in diesem Fleischberg ist "bofe" versteckt |
Wir fahren dann gemeinsam mit einem Taxi zu meinem Hostal, weil ich Angie noch Geld für den Rucksack schulde, dann verabschieden wir uns, denn unsere gemeinsame Reiseetappe ist damit vorbei. Die beiden fahren zu ihrem Hostal, das vor 3 Jahren noch wirklich toll war, mittlerweile aber zu einer wenig einladenden Backpacker-Unterkunft verkommen ist. Da habe ich ja noch einmal Glück gehabt, dass ich umgebucht habe, denn in meinem Hostal fühle ich mich richtig wohl. Ich packe noch, springe unter die Dusche und falle dann ins Bett! Morgen geht es dann weiter an die Karibikküste, nach Cartagena.
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