Samstag, 20. August 2016

Cartagena (14.- 16. August)

Heute kann ich fast ausschlafen – immerhin bis 8 Uhr. Dann mache ich mich und danach mein Gepäck fertig (und das Gepäck gleichzeitig mich…). Wie kann es sein, dass ohne nennenswerte Käufe das Gepäck mit den gleichen Inhalten im Lauf der Reise schwerer wird?!? Das kann doch nicht nur an der Dreckwäsche liegen?! Zumal ich ja kaum welche habe. Nun gut, immer noch im Rahmen des Limits. Beim Frühstück unterhalte ich mich nett mit Liliana und dann lasse ich ein Taxi rufen. Der Flughafen ist ein gutes Stück außerhalb, aber ich unterhalte mich bestens mit dem Taxifahrer und die Straßen sind leer. Am Flughafen angekommen finde ich mich am Ende einer ewig langen Schlange. Gut, dass ich schon so früh da bin, denn nur so schaffe ich es rechtzeitig. Pünktlich hebt die Maschine ab in Richtung Karibikküste. Cartagena, ich komme! Der Flieger ist sehr bequem. Von so viel Beinfreiheit kann man bei uns selbst bei Interkontinentalflügen nur träumen. Fast schon schade, dass wir bereits eine gute Stunde später in Cartagena de Indias landen. 



Das Gepäck kommt auch schnell und so sitze ich schon wenig später im Taxi zum Hotel Casa Gloria in der Altstadt. Sieht echt nett aus - im kolonialen Stil mit kleinem Pool im Patio. Der Check-In geht schnell und dann sitze ich in meinem (noch) klimatisierten Zimmerchen. Recht hübsch, aber sehr kompakt. Soll heißen ich habe keine Ahnung wohin mit der Reisetasche. Irgendwann ist aber auch das Problemchen gelöst und die Klimaanlage fängt an, unmotivierte Töne von sich zu geben. Dabei fällt mir auf, dass das aber auch alles ist, was die Klimaanlage noch macht. Einschalten lässt sie sich auch nicht. Ich warte ein paar Minuten und probiere es erneut. Jetzt geht es wieder. Ich stelle die Temperatur höher um die Anlage nicht zu überfordern. 


Dann gehe ich erst einmal in den lauwarmen Pool. Das Hotel ist wirklich hübsch, wobei aber das ein oder andere Accessoire seltsam anmutet. Warum im tropischen Kolumbien an den Wänden thailändische Holzelefanten hängen leuchtet mir nicht ein. Noch weniger allerdings der Salz- und Pfefferstreuer in der Form weiblicher Brüste oder der glitzernde Highheel aus Keramik auf einem Tischchen am Pool. Aber nun gut, über Geschmack lässt sich bekanntlich ja trefflich streiten. 










Ich bitte Gabriel von der Rezeption darum, für mich eine Handynummer anzurufen, um meinen Transport übermorgen nach Mompós zu organisieren. Zum ersten Mal in Kolumbien erlebe ich, dass es leider nicht möglich ist auf eine Mobilfunknummer anzurufen. Es geht nur Festnetz (lokale Gespräche). Okay… Nicht gerade preisverdächtig. Also mache ich es halt selber. Zurück im Zimmer funktioniert die Klimaanlage wieder nicht. Also gebe ich unten Bescheid und gehe dann endlich die Stadt erkunden. Endlich wieder in Cartagena - und viel geändert hat sich augenscheinlich nicht in den letzten vier Jahren. Viele Touristen waren hier ja schon immer unterwegs. Und nervige Verkäufer auch (wobei niemals so nervig wie in Südostasien!). Und Cartagena ist noch immer eine Stadt, die alle Sinne gleichzeitig stimuliert. Der altbekannte Duft von Moder, Blumen und Meer lässt keinen Zweifel - ich bin zurück in der Perle der Karibik. Ich schlendere weitgehend ziellos, dafür aber zunehmend schweißgebadet durch die Gassen und bin einmal mehr davon fasziniert, wie hier Tourismus und kolumbianisches Alltagsleben dicht an dicht koexisitieren. Und auch davon, welche Farben man an Hauswänden miteinander verbinden kann. Cartagena hat mich sofort wieder in ihren Bann gezogen!

Mein Hotel "Casa Gloria"














Der heilige San Pedro Claver, Beschützer der Sklaven

Mittlerweile tropfe ich schon auf den Boden und deswegen biege ich in Richtung Befestigungsmauer ab, denn die liegt am Meer. Nicht, dass es dort auch nur ein Zehntelgrad kühler wäre, aber immerhin ist eine leichte Luftbewegung spürbar. Sofort stellt sich Karibik-Hochgefühl ein. Ich gönne mir zur Feier des Tages einen Strawberry Daiquiri im Café del Mar, von dem ich schon vorher wusste, dass er nur mittelmäßig gut und vollkommen überteuert sein würde, aber der Blick auf Altstadt, Meer, die Hochhäuser von Boca Grande und das Geschehen auf der Stadtmauer sind das kleine „Opfer“ absolut wert. Der Sonnenuntergang ist nicht bis zum Schluss zu sehen, denn im letzten Moment verhindern Wolken den Blick auf die im Meer versinkende Sonne. Trotzdem schön! 
















Als es dunkel ist, spaziere ich noch eine Weile weiter durch die stimmungsvollen (und Tag wie Nacht sicheren) Gassen Cartagenas und gehe dann erst einmal zum Hotel zurück und springe in den Pool. Endlich mal anders nass! Einer der Mitarbeiter des Hotels teilt mir mit, dass er eigenhändig die Klimaanlage gründlich sauber gemacht und dann resettet hat und es jetzt funktionieren soll. Hoffentlich, sonst wird das unangenehm heute Nacht. 
 
 
Langsam bekomme ich Hunger, und so ziehe ich mich schnell und dann los. Ich lande in einem kleinen aber wie ich rausfinde wirklich feinen Fischrestaurant „El Boliche del Ceviche“ und genieße köstlichen gegrillten Sägefisch auf Kokosreis. Der Service ist herzlich und es gibt sogar eine kleine Vorspeise (leckere Fischsuppe) und einen Nachtisch (Kokosdessert mit Corozokonzentrat) als Dreingabe. Ich bin begeistert und erhalte mich noch ein bißchen, bevor ich meinen Verdauungsspaziergang durch das nächtliche Cartagena mache. Die Stadt ist wirklich zu jeder Tageszeit stimmungsvoll. Herrlich! Und auch um 23 Uhr so warm, dass ich leise vor mich hinschwitze. Gut, dass die Klimaanlage noch funktioniert, als ich zurück im Hotel bin! Ich schaue noch ein bißchen fern und schreibe ein wenig am Blog weiter. Auf einmal spuckt die Klimaanlage Eis! So viel Abkühlung brauche ich auch wieder nicht. Dem Himmel (und Samsung) sei Dank, dass der Spu(c)k bald wieder vorüber ist. Dann steht einer guten Nacht ja nichts im Wege!
 
Sollte man meinen... Aber natürlich hat die Klimaanlage ab 3 Uhr gesponnen, alle möglichen Geräusche von sich gegeben und dann die nächsten 2 Stunden den Dienst verweigert. Bald wird es so warm im Zimmer, dass ich beginne, im Bett zu schwitzen. Aber dann geht die Klimaanlage wieder, springt einfach an. Und ich schlafe noch bis nach 9. Hätte ich noch etwas länger geschlafen, hätte ich wirklich gute Frühstück verpasst. Nicht auszudenken. Frisch gestärkt gehe ich erst einmal baden und dann spaziere ich ziellos durch die Stadt. Erst einmal erkunde ich meinen Stadtteil San Diego mit seinen schönen ein- und zweistöckigen Häusern. Die Sonne sticht vom weitgehen wolkenlosen Himmel. 
 




Also biege ich ab zur Stadtmauer und hoffe auf ein wenig Wind. Aber Fehlanzeige. Trotzdem lohnt sich die Wanderung auf dem glühend heißen Korallengestein immer. Nur Schatten gibt es eben keinen, und den hätte ich jetzt gerne. 
 



 
Deswegen verlasse ich die Stadtmauer und streife durch die etwas schattigeren Gassen von „Centro“, dem repräsentativsten Stadtteil der historischen Innenstadt. Hier liegt auch die Kathedrale am schattigen Parque Bolívar. Hier ist immer einiges los, einer der vielen Orte, an denen sich Touristen und Einheimische begegnen.
 











Ich verlasse die befestigte Stadt durch eines ihrer großen Wahrzeichen, das Stadttor mit Uhrenturm, und laufe am Hafenbecken und Kongresszentrum vorbei. Bald bin ich in Getsemaní, dem Stadtteil der kleinen Leute, aber auch der Dealer und Prostituierten. Hier sind die sozialen Gegensätze noch auffälliger als im Rest der Altstadt. Aber das macht in gewisser Weise auch den Reiz und die Atmosphäre des „barrio“ aus. 
 










Da es die Sonne heute allzu gut mit mir meint, gehe ich zur Siesta zurück zum Hotel und kühle mich im Pool und im zu warmen Whirlpool ab. So kann man es aushalten. Im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel zieht ein kurzes aber heftiges Gewitter auf, das ich im Zimmer abwarte, dann gehe ich wieder los, auf der Stadtmauer bis zu den alten Waffenkammern „Bóvedas“. 
 

Auf dem Dach der Bóvedas sind Meschenmassen unterwegs – fast alle lassen Drachen steigen. August ist in Kolumbien traditionell der Monat der Drachen. Da schaue ich gerne zu. Ein großes Volksfest. Für das leibliche Wohl von A wie „Agua“ bis Z wie „Zuckerwatte“ sorgen unzählige ambulante Verkäufer. 
 











 
Ich laufe weiter zum Café del Mar, aber alle Barhocker sind bereits belegt und ich will den Sonnenuntergang sehen, denn mittlerweile ist es im Westen wieder ziemlich wolkenlos. Dann besorge ich mir eben ein Bier und lehne mich an die Stadtmauer. Keine Wolke stört heute den tropisch-schnellen Sonnenuntergang! 
 










Die Sonne ist untergegangen, mein Bier auch leer, na dann kann ich auch weitergehen. Ich genieße die frühe karibische Nacht, kaufe mir noch zwei Teigtaschen mit Hackfleisch und kehre zur Casa Gloria zurück um zu packen und früh ins Bett zu gehen. Um 4:00 werde ich nämlich abgeholt und dann geht es nach Mompós.
 
 

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