Die Nacht ist mal wieder kurz - mein Flug an den Pazifik geht um 6:00 Uhr morgens, was bedeutet, dass bereits um kurz nach 4 der Wecker klingelt. Schnell fertig machen, dann deponiere ich noch mein großes Gepäck im Hotel und schon steht das Taxi zum Stadtflughafen vor der Tür. Der Flughafen ist noch zugesperrt, aber es warten schon ein paar Leute. Um 5 wird geöffnet und wenige Minuten später ist der Check-In auch schon erledigt. Um 5:30 öffnet dann auch die Sicherheitskontrolle und schon sitze ich am Gate. Das Boarding beginnt 20 Minuten später als geplant (während derer ich bange, ob wir auch wirklich starten, denn das ist bei der Airline SATENA und bei Flügen an den Pazifik nicht immer so sicher. Aber schließlich dürfen wir an Bord der 17-sitzigen Harbin und dann geht es auch gleich los.
Der Start mitten in der Stadt ist einfach ein Erlebnis, denn zu allen Seiten erheben sich unmittelbar die Gipfel der Cordillera Central und der Cordillera Occidental. Die überfliegen wir dann auch und die Blicke sind fantastisch, aber auf der Westseite schließt sich eine undurchlässige Wolkendecke an, die auch beim Landeanflug auf Nuquí nur für Sekundenbruchteile Sichtfenster bietet. Nach knapp 45 Minuten landen wir bei strömendem Regen in Nuquí.
Nach der Landung kommt die obligatorische Registrierung beim kolumbianischen Militär, dann zahle ich die 7000 Pesos Tourismussteuer des Städtchens und dann wartet auch schon Bernarda auf mich, die mich und zwei andere Passagiere nach einem kurzen Umkleidestop zum Dock bringt, wo schon unser Shuttleboot zu den Lodges wartet.
Es regnet weiter in Strömen und das Meer ist alles andere als friedlich. Nach unzähligen harten Schlägen ins Kreuz und auf´s Steißbein taucht nach ca. 45 Minuten endlich mein geliebtes El Cantil durch den Regenvorhang auf. Ich bin triefnass als ich willkommen geheißen und zu meinem Bungalow "Delfín" begleitet werde. Sofort wird mir eine Limonade und Obst gebracht. Ach, wie ich das hier vermisst habe! Ich lege mich erst einmal in die Hängematte und bin von jetzt auf gleich tiefenentspannt. Das ist die Magie von El Cantil! Auch wenn es mittlerweile leider sporadisches Handynetz gibt. Egal, Handy und Uhr landen bald in der Tasche.
Blick aus der Hängematte |
Meine "Haus"spinne |
Nach kurzer Zeit werde ich zum Frühstück gebeten. Und was für eine Überraschung - im Restaurant wartet bereits Blanca, die Seniorchefin auf mich. Der Rest des Vormittags geht mit Gesprächen und einem ausgedehnten gemeinsamen Strandspaziergang vorbei. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und vorsichtig spitzelt die Sonne durch die grauen Wolken. Schlagartig wird es dampfig-heiß, wie in einem römischen Dampfbad.
Das Mittagessen ist wie immer im El Cantil unglaublich lecker. Besser kann man in Kolumbien kaum essen. Beim Essen unterhalten Blanca und ich uns weiter. Mittlerweile brennt die Sonne vom immer blaueren Himmel. Vor der ersten Walfahrt gehe ich deswegen an den Strand und bade ein bißchen im pritschelwarmen Pazifik.
Um 15:00 warten dann schon mein alter Bekannter Pozo am Steg - es geht zu den Stars der Region, den Buckelwalen. Auf der Ausfahrt sehen wir zwar nicht allzu viele Meeressäuger, dafür aber spektakuläre Kunststücke! Davon kann man einfach nicht genug bekommen! Schon irgendwie seltsam, welche Glücksgefühle so Walsichtungen in vielen Menschen, mich eingeschlossen, auslösen!
Zurück in der Lodge ist gerade Zeit für eine kalte Dusche und das Genießen des Sonnenuntergangs in der Hängematte.
Schon bald warten wieder ein unglaublich leckeres Essen und Gespräche mit den anderen Gästen, bevor jeder zum Bungalow zurückgeht. Dort lege ich mich in die Hängematte und höre dem Meeresrauschen zu. Das beruhigt so, dass ich gegen halb neun einschlafe und erst 22:20 wieder aufwache. Na gut, dann gehe ich halt ins Bett, wo ich mit Dschungel- und Meeresgeräuschen gleich wieder weiterträume. In der Nacht wache ich 2-3 mal auf und höre, dass es mittlerweile wieder schüttet, aber ich liege ja im Trockenen.
Am nächsten Morgen regnet es immer noch - und das wird sich auch bis zum Mittag nicht ändern. Auf Märsche im warmen Regen habe ich nicht so wirklich Lust und deswegen bleibe ich, nachdem ich Blanca verabschiedet habe, faul in der Hängematte und lese ausgiebig, nur unterbrochen vom Frühstück.
Blick vom Bett |
Zum Mittagessen, über dessen Qualität ich jetzt vermutlich nichts mehr sagen muss (außer dass es heute die leckere Käsesuppe gibt), hört der Regen endlich auf und so mache ich einen Verdauungsspaziergang am Strand entlang.
Allzu lange kann ich nicht unterwegs sein, denn ich darf ja heute wieder auf Walfahrt. Kurz vor der Abfahrt fängt es wieder an zu regnen, und zwar ordentlich. Deswegen beschließe ich schweren Herzens ohne Kameraausrüstung rauszufahren. Es vergeht einige Zeit ohne Walsichtung. Wie auch, die Wellen sind hoch und die Sicht durch den Regen eingeschränkt. Irgendwann hört es immerhin auf zu regnen und auf einmal sehen wir jede Menge Wale. Zuerst nur kurz, bevor sie dann abtauchen, aber dann haben wir viel Glück und sehen das ganze Programm - Sprünge, Schwanzflossen, Fontänen. Und immer wiede Gruppen von 6 und mehr Tieren. Ganz oft sind wir den Walen ganz nah, nur wenige Meter entfernt. Es ist der absolute Wahnsinn! Und ich habe keine Kamera. Na, dann sauge ich das eben so richtig in mich auf!
Total begeistert kommen wir zurück zur Lodge, machen uns fertig für´s Abendessen und dann sitzen wir da noch eine Zeit. Ich unterhalte mich gut mit meinen kolumbianischen Nachbarn und danach mit Markus und Kerstin aus Deutschland. Mit den beiden mache ich dann auch noch einen kurzen Ausflug in den Dschungel, denn dort haben sie fluoreszierende Organismen gefunden. Wenn man die Taschenlampen ausschaltet, dann leuchten plötzlich Laubhaufen und vermodernde Äste. Toll! Zurück am Bungalow liege ich noch geraume Zeit in der Hängematte und lese weiter in meinem Buch für das nächste "Libro con Vino" an der Schule. Bald hab ich´s fertig! So gegen 23 Uhr gehe ich dann ins Bett und bald fängt es wieder an zu kübeln. Morgen geht es wieder zurück nach Medellín - und ich würde so gerne noch bleiben... Jedes Mal das gleiche Lied!
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